Das Phantom der Oper (1989) (2024)

Inhalt / Kritik

Im Zuge der Industrialisierung ist London zu einer blühenden Metropole geworden. Nicht nur das wirtschaftliche Leben hat an Bedeutung gewonnen, sondern auch das kulturelle, mit einer Fülle an Theaters, Opern und anderen Vergnügungen. Dennoch sind die Stellen als Schauspieler und Sänger rar, zumindest solche, die wirklich Ruhm und Anerkennung bringen. Die junge Christine Day (Jill Schoelen) etwa verdient an einer Londoner Oper vor allem durch Nebenrollen ihr Geld, ist aber noch immer gänzlich unbekannt. Als dann jedoch die Hauptrolle des Stückes, an dem die Truppe gerade probt, ausfällt und es zudem zu einem tragischen Unglück eines Bühnenarbeiters kommt, erhält Christine Besuch von einem heimlichen Verehrer, der sich als der „Operngeist“ ausgibt und ihr verspricht, er werde ein waches Auge auf die junge Frau haben und ihr bei der Erfüllung ihres großen Traumes helfen.

Schließlich gelingt Christine in der Zweitbesetzung das Unfassbare: Nicht nur kann sie das Publikum überzeugen, auch viele Kritiker sprechen sich für dieses neue Talent aus. Nachdem eine vernichtende Kritik Christine heftig trifft, kommt es abermals zu einem schrecklichen Mordfall, der dieses Mal auch sie in den Fokus der ermittelnden Beamten von Scotland Yard bringt. Hinter dem „Operngeist“ verbirgt sich der einst vielversprechende Komponist Erik Dester (Robert Englund), der für Ruhm und Erfolg einen Handel mit dem Teufel einging und seitdem zwar sehr viel geschrieben hat, aber dafür schrecklich entstellt ist. In Christine sieht er nicht nur seien große Liebe, sondern zugleich seine Muse, für die er bereit ist, alles zu tun.

Im Schatten Freddys

Zwar hatte sich Schauspieler Robert Englund eine Abwechslung zu seiner Paraderolle als Freddy Kruger in der nach wie vor immens populären und erfolgreichen Nightmare on Elm Street-Reihe erhofft, doch selbst das Marketing zu Dwight H. Littles Das Phantom der Oper konnte nicht umhin, auf Freddy zu verweisen, und stellte Englunds Darstellung des Phantoms fast wie eine Erweiterung oder Ergänzung der Rolle in Nightmare in Elm Street dar. Ein sonderlicher Erfolg bei Publikum wie Kritik wurde der Film leider nicht, auch wenn sich Englund bis heute darauf verweist, wie viel Freude es ihm bereitet hat in die Fußstapfen jener berühmtem Rolle zu treten und mit Little zu arbeiten, dessen Halloween IV: Michael Myers kehrt zurück Englund sehr zu schätzen wusste.

Dass man gerade vor dem Hintergrund des kommerziellen Erfolgs der Nightmare-Reihe versuchte, daraus einen Vorteil für ein anderes Projekt zu erarbeiten, liegt auf der Hand und ist wirtschaftlich mehr als logisch. Jedoch ist das Phantom, oder vielmehr Erik Dester eine gänzlich andere Figur, auch wenn das Make-up durchaus einige Parallelen aufweist zwischen ihm und Krueger. Englund spielt diesen Dester als einen, der nicht Herr der Träume und damit deren Manipulator geworden ist, sondern immer mehr zu deren Opfer wird. Die Mischung aus Künstler und Monster lässt Erinnerungen zu an jenes Zwischenspiel von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, bei dem die eine Rolle immer mehr an Boden gewinnt und Dester gänzlich zu jenem Monster wird, der keinesfalls mehr zwischen den beiden Identitäten unterscheiden kann. Englund zeigt in dieser Rolle abermals sein Gespür für das Genre, doch ebenso seine Intelligenz als Darsteller, der indirekt das Erbe eines Vincent Price antritt, der durch sein Charisma, seinen Sprachduktus und andere Aspekte seine Figuren unverwechselbar machen kann, wie auch im Falle von Das Phantom der Oper.

Ruhm und Teufel

Auch wenn die Handlung etwas braucht, bis sie in Fahrt kommt und durch die Zeitsprünge etwas verworren erscheint, ist vor allem das Bild einer von Ruhm und Ruf bestimmten Kultur interessant. Dester und Day sind verbunden in ihre Obsession mit diesen Werten, doch zugleich mit der Ablehnung dieser, hat doch vor allem der Künstler unter ihnen zu leiden. Little, dessen Talent für Genrekino gerne verkannt wird bei der Flut an Fortsetzungen für Horrorreihen, die er im Laufe seiner Karriere drehen musste, findet immer wieder eine Balance zwischen der berühmten Vorlage und einer Verbindung zu der Welt der 1980er und ihrer Definition der bereits genannten Werte. Dabei vergisst er durchaus die Elemente des Horrorgenres nicht, was man an dem vormals erwähnten Make-up sowie an vielen gut inszenierten Szenen merken kann, wie der Verfolgung in der Kanalisation, dem Finale des Films.

Credits

OT: „Phantom of the Opera“
Land: USA
Jahr: 1989
Regie: Dwight H. Little
Drehbuch: Gerry O’Hara, Duke Sandefur
Vorlage: Gaston Leroux
Musik: Misha Segal
Kamera: Peter Lyons Collister, Elémer Ragályi
Besetzung: Robert Englund, Jill Schoelen, Alex Hyde-White, Bill Nighy, Terence Harvey, Stephanie Lawrence

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